.
Bindung(en)

Die bahnbrechenden Erkenntnisse zu dem großen Menschenthema "Bindung" sind aus Beratung, Therapie und Pädagogik nicht mehr wegzudenken. Jede und jeder hat, vorgeprägt ( und keineswegs unabänderlich) aus den frühen Erfahrungen von Bindung und Autonomie, eine Richtung eingeschlagen. Sicher gebundene Menschen können sich in Beziehungen lustvoll auf Abhängigkeiten einlassen und gleichzeitig ihre Autonomie behaupten. Ihre sogenannten Arbeitsmodelle, die sie an ihren Eltern gesehen und selbst erleben dürften, bieten einen gesunden Schutz vor übermäßiger Abhängigkeit einerseits und übersteigertem Autonomiestreben andererseits. Sie sind auf Beziehungen vorbereitet und können gleichzeitig deren Ende gut bewältigen. Was nicht automatisch bedeutet, dass sie wissen wie es geht. Sie sind aber durch ihre Arbeitsmodelle und Erwartungen recht gut geschützt. Es konnte Urvertrauen entstehen, denn das authentische Selbst war willkommen. Unsichere Bindungstypen hingegen hatten nicht so viel Glück und wurden nicht so versorgt, wie es wünschenswert gewesen wäre. Oder sie wurden sogar beschädigt, abgewertet und im Stich gelassen. Sie haben in der Folge vermeidende oder ambivalente Muster entwickelt. Ihre Erwartungen, Vorstellungen und Neigungen, die sie in ihre Beziehungen mitbringen, machen es mehr oder weniger schwer, ein stabiles System zu unterhalten. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass sich die Bindungsmuster, nicht klar und eindeutig voneinander abgrenzen lassen und sich vor allem graduell, d.h. in verschiedenen Ausprägungen zeigen. Dennoch hat jeder Mensch in den ersten drei Lebensjahren eine Vorbahnung erfahren, die die Lebensgeschichte prägte. Und: Bindungsmuster sind, sofern sie reflektiert sind, korrigierbar, zumindest balancierbar. Korrigierende Erfahrungen sind zu jedem Zeitpunkt möglich, wie alles im Leben sich wandelt und bewegt. Es macht im Übrigen einen sehr großen Unterschied, ob Menschen ein eher starres oder flexibles Persönlichkeitskonzept haben. Aus der Persönlichkeitsforschung weiß man, dass sich Persönlichkeit ein leben lang wandelt und anpasst. Für gelingende Veränderungsprozesse ist die eigene Annahme über Wandelbarkeit ein mitentscheidender Wirkfaktor. Es ist also von großem Vorteil, die eigenen Bindungsmuster zu kennen. Dass unsere Systeme (uns) halten ist keinesfalls selbstverständlich und nicht alleine abhängig von der richtigen Selektion, sondern zum weitaus größeren Teil von uns und unserer Bereitschaft zu Selbstarbeit. Schließlich sind wir das Einzige, das wir wirklich verändern können. Besonders in Paarbeziehungen zeigen sich die Bindungsmuster.