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Männerberatung

"Männer können alles, Männer sind etwas sonderbar." H. Grönemeyer Natürlich kann nicht von dem Mann die Rede sein. Vielmehr muss von Männlichkeiten, von verschiedenen Entwürfen die Rede sein. Dennoch gehen die meisten Männlichkeitsforscher von einer hegemonialen Männlichkeit aus, von besonderen Charakteristika, von sozialen und psychologischen Phänomenen, die eine Vielzahl von Männern zeigen. Und das bedeutet für viele Männer vor allem eins: Entbehrung. Das klingt vielleicht paradox, wenn man an das männliche Gewaltmonopol, die ungleiche Verteilung von Macht, Geld und Privilegien denkt.Männer sind aber trotzdem - oder vielmehr deswegen - in Not. Sie entbehren oft eine gesunde Gefühlswelt, weil sie gelernt haben, dass ihnen das nicht (zu)steht. Der Modus des Externalisierens, das Übersetzen elementarer Bedürfnisse ins Äußere wie etwa Statussymbolen - Leistung insgesamt - im Verbund mit der Abwesenheit positiver Bilder, Ideen und Modelle lässt alle möglichen Stilblüten entstehen. Den meisten ist eines gemeinsam: Sie können die Frage nach ihrer geschlechtlichen Identität nur schwerlich beantworten. Sie wissen eben nur, was sie nicht sein wollen und sollen: kein harter Hund, kein Softi, nicht zu weiblich, nicht zu (traditionell) männlich, nicht zu dominant, nicht zu unterwürfig und so weiter und so weiter. "Männer weinen heimlich, Männer brauchen viel Zärtlichkeit" Jeder Mann erlebt Situationen, in denen er für offene Gefühlsregungen beschämt wurde oder sogar (auch heute) den Klassiker aller Männlichkeitsdramen zu hören bekam: "Ein Indianer...." Sie wissen schon! Der verletzliche Teil wird sukzessive unter allem Möglichem vergraben: Autos, Karrieren, Geld, Muskeln, Tätowierungen, Alkohol, u.s.w. Ein traditioneller Mann ist unnahbar, unverletzbar, unbesiegbar vielleicht sogar. Als Rainer Neutzling und Dieter Schnack Anfang der neunziger Jahre die berühmten "kleinen Helden in Not" beschrieben, gewährten sie einen Blick auf die Schattenseiten männlicher Identität. Männliche Sozialisation zielt auch heute noch auf eine sehr funktionsorientierte Identitätsbildung, bei der es im Kern um Leistung geht. Jungen erleben viel häufiger und intensiver als Mädchen, dass sie nicht vorbehaltlos geliebt und geschätzt werden, eben nicht bedingungslos. Sie erfahren weniger Trost, wenn sie in Not sind und ihre Wut und Aggressivität, die auch das Ergebnis ihrer leistungsorientierten Zumutungen sind, werden normalisiert oder sogar begrüßt. Sie sind aber in Wirklichkeit Ausdruck frustrierter Bindungsbedürfnisse und von Überforderungen. Viele erwachsene Männer kommen dann nach Jahren der Selbstausbeutung, der inneren und äußeren Einsamkeit und der fortgeschrittenen Selbstentfremdung an einen krisenhaften Punkt. ... und holen sich dann hoffentlich Rat.